Zellkultur-Großanlage
Das LSCC ist die größte Einzelinvestition in der Unternehmensgeschichte
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Hochansteckende Krankheiten wie die Maul- und Klauenseuche (MKS) können sehr plötzlich auftreten und sich extrem schnell ausbreiten. Boehringer Ingelheim verfügt in diesem Bereich über langjährige Erfahrung. Darauf aufbauend arbeitet das Unternehmen an innovativen Technologien in Forschung und Entwicklung sowie einer besseren Überwachung, um seine Partner beim nächsten Ausbruch zu unterstützen.
Im Jahr 2001 wurde in Großbritannien der Albtraum eines jeden Nutztierhalters Realität: Am 21. Februar brach die Maul- und Klauenseuche (MKS) aus. Die Viruserkrankung verbreitete sich innerhalb weniger Tage im ganzen Land und erreichte am 13. März das europäische Festland. Mehr als vier Millionen Tiere, hauptsächlich Rinder und Schweine, mussten gekeult werden, bevor die Epidemie fast ein Jahr später für beendet erklärt wurde.
MKS ist ein Beispiel für eine Krankheit, die in Gegenden mit vorheriger Infektion immer wieder aufflammt, aber auch Grenzen überschreitet und sich auf neue Bereiche ausbreitet. Vor allem Nutztiere wie Rinder, Schweine, Schafe und Ziegen sind betroffen, aber auch wild lebende Tiere wie Wildschweine, Kamele und Elefanten können sich anstecken. Tierische Produkte wie Fleisch oder Milch sind weitere Quellen für die Kontamination und Ausbreitung dieser Krankheit. Menschen können sich mit dem Virus weder anstecken noch es auf andere übertragen. Das Virus, das die Krankheit verursacht, kann über mehrere Kilometer hinweg in der Luft transportiert werden. Somit kann es sich schnell und über Grenzen hinweg ausbreiten, bevor der ursprüngliche Ausbruch überhaupt entdeckt wurde.
Tierärzte, Gesundheitsexperten und Forschende für Infektionskrankheiten sprechen in diesem Kontext von „grenzüberschreitenden und neu aufkommenden Erkrankungen“ (Transboundary and emerging diseases bzw. TEDs). Wenn nur ein Tier in einer Herde infiziert ist, muss möglicherweise die gesamte Herde gekeult werden, um eine weitere Übertragung und Ausbreitung zu verhindern. Das führt nicht nur zum unnötigen Verlust von Tierleben und zu wirtschaftlichen Schäden; es kann durch die Unterbrechung von Lieferketten auch die sichere Versorgung mit Lebensmitteln gefährden.
Einige TEDs sind zoonotisch, können also vom Tier auf den Menschen übergehen. Obwohl die meisten tierischen Erkrankungen nicht auf den Menschen übertragbar sind, stellen die wenigen, bei denen dies möglich ist, ein großes Problem für die menschliche Gesundheit dar: Ein Großteil der neuen und aufkommenden Infektionskrankheiten hat seinen Ursprung in Tieren, wie z. B. das Humane Immundefizienz-Virus (HIV), der Erreger der Tollwut und vermutlich auch SARS-CoV-2. Die Zahl der Zoonosen nimmt weltweit zu. Ein Grund dafür ist, dass Menschen immer weiter in den Lebensraum wilder Tiere eindringen. Hinzu kommen die globalen Verkehrsströme, die es den Erregern erleichtern, sich aus ihren ursprünglichen Verbreitungsgebieten
Kommt es zu einem Ausbruch, spielt Zeit eine zentrale Rolle. Damit eine Seuche wirksam eingedämmt werden kann, muss sie zunächst einmal als solche erkannt werden – und das möglichst schnell. Boehringer Ingelheim ist deswegen im Sommer 2021 eine Partnerschaft mit dem britischen Unternehmen Lifebit Biotech eingegangen. „Externe Innovation wird ein immer wichtigerer Aspekt unseres Ansatzes in Forschung und Entwicklung“, merkt Haaksma an. Lifebit Biotech nutzt natürliche Spracherkennung und Künstliche Intelligenz, um riesige Mengen von Daten auszuwerten. Der Ansatz: Jeden Tag erscheinen online mehr als 500 Millionen neue Tweets, drei Millionen Nachrichtenartikel und Tausende wissenschaftliche Arbeiten. Diese Flut an wissenschaftlich relevanten Informationen lässt sich manuell nicht effektiv analysieren. Die Künstliche Intelligenz von Lifebit Biotech überwacht die Quellen in Echtzeit und interpretiert sie. Dabei berücksichtigt sie auch reale Daten wie Schadensfallanträge, Abrechnungsaktivitäten und die Daten tierischer Patienten, sogenannte Real World Evidence (RWE). Durch die Auswertung mithilfe von Künstlicher Intelligenz lassen sich Daten über Tierkrankheiten global viel besser verfolgen, was wiederum den Erkennungsprozess beschleunigt: ein unschätzbarer Vorteil beim nächsten Ausbruch.