HUMAN RESOURCES

Die Arbeit
von morgen

Unsere Art zu arbeiten ändert sich erheblich. Die Berufswege werden immer individueller und verlaufen weniger standardisiert als früher. Als weltweiter Arbeitgeber mit über 52.000 Mitarbeitenden in der ganzen Welt fördert Boehringer Ingelheim agile und flexible Berufspfade.

Dr. Sven Sommerlatte stieg im April 2021 als Personalchef bei Boehringer Ingelheim ein. Er ist einer der vielen neuen Beschäftigten, die während der COVID-19-Pandemie neu ins Unternehmen kamen. „Dass ein Onboarding auch virtuell sehr erfolgreich sein kann, ist eine der vielen Erkenntnisse aus dieser Zeit“, sagt der Experte für Human Resources.

In seiner Rolle ist Sommerlatte dafür zuständig, die Personalprozesse des Unternehmens voranzubringen. Dabei muss er zwei Dinge im Auge behalten: Einerseits muss das Unternehmen seinen Beschäftigten Möglichkeiten bieten, ihre Arbeit so vielseitig und flexibel wie möglich zu gestalten. Andererseits gilt es aber auch, das Unternehmen als Ganzes weiterzuentwickeln.

Laut Sommerlatte gelingt das nur, „wenn wir in Zukunft mehr Zeit in den individuellen Austausch und weniger in die Verwaltung investieren.“ Nur, wenn man Mitarbeitende und Arbeitspartner wirklich gut kennt und sie in ihrer Entwicklung unterstützt, kann ein Unternehmen bessere Personal- und Karriereentscheidungen treffen als seine Wettbewerber.

Wenhan Zhao (29) gestaltet beim BI X, dem digitalen Labor von Boehringer Ingelheim, die digitale Transformation des Konzerns mit. Sie blickt von ihrem Büro aus luftiger Höhe auf die Metropole Schanghai, China.

Was macht das Büro für Sie so besonders?

Unser Büro ist super! Ich arbeite gerne hier. Wir lieben die Atmosphäre und die lebhaften Diskussionen. Niemand von uns besitzt einen eigenen Schreibtisch. Ich passe meine Arbeitsumgebung meiner Arbeitssituation an. Manchmal bin ich im offenen Bereich, dann in der Workshop Area oder im Product Room. Wenn ich mich konzentrieren muss und nicht abgelenkt werden möchte, arbeite ich im Focus Room.

An welchen Projekten arbeiten Sie?

Eines meiner aktuellen Themen ist die Entwicklung einer App für Schlaganfallpatienten, damit sie zu Hause an ihrer Reha arbeiten können. Die App nutzt einen auf Künstlicher Intelligenz basierenden Algorithmus, um individuelle Reha-Konzepte und spezielle Übungen vorzuschlagen, die dann in Videos erklärt werden.

Gute Koordination und Kommunikation scheinen wichtig zu sein, vor allem, wenn viele Teammitglieder von zu Hause aus arbeiten. Wie gehen Sie damit um?

Wir arbeiten in einem internationalen Team, das in verschiedenen Zeitzonen angesiedelt ist, darunter Expertinnen und Experten aus verschiedenen Fachgebieten. Eine gute Kommunikation ist unter diesen Voraussetzungen sehr wichtig. Wir arbeiten sehr agil, folgen keinem starren Plan und ändern je nach Fortgang der Produktentwicklung immer wieder schnell die Richtung. Ich bin weitgehend Autodidaktin. Ich lerne jeden Tag dazu. Mein Themengebiet verlangt, dass man sich Wissen sehr schnell aneignet. Alles ist permanent im Wandel und entwickelt sich weiter. Das macht die Arbeit sehr spannend.

Timo Bailer (34), Biberach, arbeitete in einem Teilzeit- Führungstandem.

Bis vor kurzem waren Sie Teil eines Teilzeit- Führungstandems— wie kam es zu dieser Idee und Entscheidung?

Damals suchte ich nach einem Weg, Familie, Job und Hobby unter einen Hut zu kriegen. Mein einstiger Vorgesetzter wollte auch weniger arbeiten, seine Führungsposition wollte er aber behalten. Er fragte mich, ob ich mir vorstellen könnte, dass wir uns seine Stelle teilen. Mit diesem Vorschlag sind wir zu unseren Vorgesetzten, und wir konnten sie davon überzeugen, dass er eine gute Lösung wäre.

Wie sah Ihr Arbeitsalltag aus?

Jeder von uns erhielt eine Stelle mit 60 Prozent. Einer von uns arbeitete von Montag bis Mittwoch, der andere von Mittwoch bis Freitag. Mittwoch war immer unser sogenannter Alignment-Tag, an dem wir wichtige Themen besprochen haben.

Was war das wichtigste Erfolgskriterium für Sie und Ihren Teilzeitpartner?

Wir hatten eine sehr gute Arbeitsbeziehung, die auf Vertrauen basierte. Unser Credo lautete, dass wir uns ergänzen, nicht gegenseitig kontrollieren. Unser Team schätzte, ebenso wie unsere Kolleginnen und Kollegen, diese Form der Führung und Zusammenarbeit. Voraussetzung dafür sind Offenheit und Vertrauen.

Vor kurzem haben Sie wieder angefangen, in Vollzeit zu arbeiten. Warum?

Für mich war das Teilzeitmodell der richtige Schritt zur richtigen Zeit. Natürlich verdient man weniger, aber für mich war es das wert. Im zweiten Halbjahr 2021 habe ich mich entschieden, wieder in Vollzeit weiterzumachen, um meinen Aufgaben bei Boehringer Ingelheim mehr Zeit zu widmen. Nachdem mein Tandempartner und ehemaliger Vorgesetzter sich für einen nächsten Karriereschritt entschieden hatte, konnte ich die Gruppenleitung übernehmen.

Viktoria Kühl (21) wird zur Mechatronikerin am Standort Ingelheim ausgebildet.

Sie absolvieren Ihre Ausbildung während der COVID-19-Pandemie. Wie funktioniert das?

Glücklicherweise läuft es sehr gut. Zu meiner Ausbildung gehören Metallbearbeitung und Elektronik. Die Ausbildung ist dual aufgebaut, wir wechseln permanent zwischen Berufsschule und Betrieb. Am Unterricht nehmen wir häufig auch von zu Hause aus mit der Webcam teil oder wir arbeiten dort Aufgaben ab. Wir können viele neue Dinge ausprobieren und haben viel Freiraum, um unsere eigenen Ideen zu entwickeln.

Arbeiten Sie mehr vor Ort oder von zu Hause?

Ich bin lieber so viel wie möglich auf dem Werksgelände. Für mich wäre das Arbeiten von zu Hause auf Dauer nichts. Viele unserer Kolleginnen und Kollegen arbeiten allerdings noch von zu Hause aus. Wir nutzen Technologien, mit denen wir von zu Hause und vor Ort arbeiten können. Wir verbinden unsere Laptops mit den Bedienoberflächen der Maschinen und können von jedem beliebigen Standort in der Welt auf die Maschinen zugreifen.

Was fasziniert Sie momentan an Ihrer Arbeit?

Besonders fasziniert hat mich die Arbeit in den Laboren unter Reinraumbedingungen. Aktuell arbeite ich in den Produktionsstätten der Chemiesparte von Boehringer Ingelheim. Unter anderem arbeite ich mit hochkomplexen Maschinen, die in verschiedenen Produktionsschritten kleine Kapseln befüllen.