HUMANPHARMA

Forschungsorientierte Ergebnisse für Zusammenhänge bei komplexen Erkrankungen

Bei Erkrankungen von Herz, Niere und Stoffwechsel kann es zu komplexen Wechselwirkungen kommen. Dabei kann das Geschlecht der Betroffenen Auswirkungen darauf haben, wie Symptome sich bemerkbar machen und wie sie diagnostiziert werden. Boehringer Ingelheim treibt die Forschung zu solchen Wechselwirkungen weiter voran und untersucht neue Therapiemöglichkeiten für sein Medikament Jardiance.

Ihr angeborener Herzfehler störte Pamela Thomas in ihrer Jugend nur wenig. Sie arbeitete, trainierte und führte ein ganz normales Leben. Doch mit 38 Jahren bekam sie Brustschmerzen, Wasser sammelte sich in den Füßen und manchmal wurde sie sogar ohnmächtig.

„Diese schweren Symptome machten mir Angst“, erinnert sie sich. Ihr Arzt versuchte sie zu beruhigen und sagte, die Ohnmachten seien nicht unbedingt ein Grund zur Sorge und ihre Füße seien vermutlich angeschwollen, weil ihre Ernährung zu viel Salz enthalte. „Ich fühlte mich überhaupt nicht ernst genommen und war vollkommen verunsichert“, sagt Thomas.

Innerhalb von nur zwei Wochen hatte sich so viel Wasser in ihrem Körper angesammelt, dass sie deutlich an Gewicht zugenommen hatte. Ein Kardiologe schickte sie mit dem Rettungswagen ins Krankenhaus, dort entnahm man ihr 1,7 Liter Wasser aus der Brust. „Als ich aus der Narkose erwachte, fühlte ich mich befreit“, sagt sie.

Vierzehn Jahre und mehrere Herzoperationen später hat Thomas ihre Herzprobleme unter Kontrolle. Sie engagiert sich jetzt bei WomenHeart.org, einem Verband für Frauen mit Herzerkrankungen.

Menschen wie Thomas sind ein Grund dafür, dass Boehringer Ingelheim seit vielen Jahren eine führende Rolle in der weltweiten Erforschung von Herzerkrankungen und den damit verbundenen Krankheitsbildern einnimmt, um wirksame Behandlungen zu entwickeln. Dazu gehört auch eine Reihe klinischer Tests, die 2016 begannen, ein Programm namens EMPOWER in Zusammenarbeit mit Eli Lilly.

Erkrankungen mit Wechselwirkung

Die Krankheitsgeschichte von Thomas zeigt, wie schwierig es sein kann, komplexe Erkrankungen frühzeitig zu erkennen und zu behandeln. Sie ist aber auch ein Indiz dafür, dass besonders Frauen unter Falschdiagnosen leiden.

Die Forschung zeigt, dass eine Herzinsuffizienz bei Frauen später entdeckt wird als bei Männern und dass sie doppelt so oft falsch diagnostiziert wird. Da Frauen nach einer solchen Diagnose ein um 50 Prozent erhöhtes Risiko haben, an Depressionen zu erkranken, ist der richtige Umgang mit diesen Erkrankungen auch für die psychische Gesundheit entscheidend.

Neben dem Geschlecht gibt es viele weitere Gründe für eine schwierige Diagnostik. Symptome wie Luftnot oder Leistungsschwäche deuten nicht zwingend auf Herzprobleme hin. Außerdem geht eine Herzinsuffizienz oft mit anderen Krankheitsbildern einher, besonders mit Diabetes Typ 2.

Die Stoffwechselkrankheit Diabetes Typ 2 hat weitreichende Auswirkungen. Ist zu viel Zucker im Blut, lagern sich Fette an den Gefäßwänden ab und verengen so die Arterien. Verkleinern sich die Herzkranzgefäße, gelangt deutlich weniger Sauerstoff in den Körper, was das Risiko eines Infarkts erhöht. Bei Diabeteskranken kann sich auch Fett im Herzen ablagern, was das lebenswichtige Organ weiter schädigt.

Darüber hinaus kann Diabetes aber auch die Nieren schädigen – deren wichtige Aufgabe ist es, schädliche Substanzen herauszufiltern und über den Urin aus dem Körper zu leiten. Zu hoher Blutzucker oder Kreislaufprobleme können die Funktion der Nieren beeinträchtigen.

Es bestehen Zusammenhänge zwischen Diabetes und Erkrankungen von Herz und Niere. Die EMPOWER-Studienreihe von Boehringer Ingelheim und Eli Lilly soll die Wechselwirkungen deshalb weiter erforschen.

Eine vielversprechende Behandlung

Die Forschenden von Boehringer Ingelheim untersuchen weiterhin die Wechselwirkungen von Herz- und Nierenerkrankungen und Diabetes Typ 2, um wirksame Therapien zu entwickeln. Ein vielversprechendes Medikament dabei ist Jardiance® (Empagliflozin).

Die darin enthaltenen SGLT-2-Hemmer wurden ursprünglich zur Behandlung von Diabetes eingesetzt. Später stellte sich in den EMPEROR-Studien von Boehringer Ingelheim und Eli Lilly heraus, dass sie auch Menschen mit reduzierter Ejektionsfraktion helfen, wenn also das Herz nicht genügend Blut in den Kreislauf pumpt. Vor kurzem wurde zudem nachgewiesen, dass sie auch Personen mit erhaltener Ejektionsfraktion helfen – hier füllt sich das Herz nicht mit genügend Blut.

Das Medikament wirkt unabhängig davon, ob die Patienten an Diabetes leiden. Neue Studien belegen, dass Empagliflozin auch bei bestimmten Nierenleiden hilft, selbst wenn die Betroffenen nicht an Diabetes erkrankt sind (siehe Infokasten).

Geschlechtsspezifischer denken

Wie wichtig ein ganzheitlicher medizinischer Ansatz ist, verdeutlicht der Fall von Thomas, da auch das Geschlecht für die richtige Behandlung einer Erkrankung eine Rolle spielen kann. Experten gehen davon aus, dass Frauen häufig keine präzise Diagnose oder ausreichende Behandlung bekommen.

Martha Gulati, Präsidentin der American Society for Preventive Cardiology, weist darauf hin, dass Medikamente vornehmlich an Männern getestet werden. „In klinischen Studien sind Frauen immer noch unterrepräsentiert“, sagt Dr. Gulati. „Das gilt vor allem bei Herzinsuffizienz.“

Deshalb, meint Dr. Gulati, gingen die biologischen Unterschiede zwischen den Geschlechtern nur unzureichend in die Studienergebnisse ein. Beispielsweise ist die Auswurfleistung weiblicher Herzen von Natur aus stärker als die von Männern. Bei einer Frau mit Herzproblemen könnte die Auswurfleistung also normal erscheinen, obwohl sie tatsächlich zu schwach ist.

Unterschiede zwischen den Geschlechtern haben auch Auswirkungen auf die Beziehung zwischen Diabetes Typ 2 und Herzerkrankungen, da Diabetes bei Frauen häufiger zu Herzerkrankungen führt als bei Männern, sagt Dr. Gulati. Letztendlich ist eine Herzinsuffizienz aber für Frauen und Männer gleichermaßen einschränkend – auch bei unterschiedlichen Risikofaktoren.

Für Boehringer Ingelheim sind sowohl die Wechselwirkungen zwischen diesen Erkrankungen als auch die Notwendigkeit, Verzerrungseffekte aufgrund des Geschlechts in klinischen Studien zu beseitigen, wesentliche Impulse wenn es darum geht, die Erforschung von Ursachen und Abhängigkeiten komplexer Krankheitsbilder weiter voranzutreiben und zu verbessern.

Weiterhin Pioniere der Forschung

Die EMPOWER-Studienreihe von Boehringer Ingelheim und Eli Lilly erforscht auch weiterhin die Wechselwirkungen von Diabetes, Herz- und Nierenerkrankungen. Bis heute haben über 400.000 Erwachsene an den klinischen Studien teilgenommen, in denen der therapeutische Einsatz von Jardiance (Empagliflozin) untersucht wird, einem SGLT-2-Hemmer, der ursprünglich bei Diabetes eingesetzt wurde, der aber eine breitere Wirksamkeit aufweist.

In der zu dem Programm gehörenden EMPEROR-Studie hatte sich 2021 gezeigt, dass Jardiance bei Patienten mit Herzinsuffizienz das Risiko eines Krankenhausaufenthalts deutlich senkt. Keine Rolle spielte dabei, ob die Betroffenen an Typ-2-Diabetes litten oder nicht. Der positive Effekt stellte sich bei Personen mit erhaltener und reduzierter Auswurfleistung des Herzens ein.

Die Folgestudie EMPA-KIDNEY zeigte so vielversprechende Ergebnisse, dass sie noch vor ihrem planmäßigen Ende abgeschlossen werden konnte. Detaillierte Ergebnisse wurden im November 2022 vorgestellt. An der EMPA-KIDNEY-Studie nahmen 6.600 Personen mit unterschiedlichen Nierenleiden teil, darunter Menschen mit und ohne Diabetes. Die Studie wies nach, dass Jardiance das Fortschreiten einer Nierenerkrankung oder das Risiko eines kardiovaskulären Todes bei Personen mit chronischen Nierenerkrankungen um 28 Prozent im Vergleich zu einem Placebo verringert.

Fast 850 Millionen Menschen leben weltweit mit einem Nierenleiden. Viele von ihnen sind auf eine Dialyse angewiesen, was einen erheblichen Einschnitt in das tägliche Leben bedeutet. Chronische Nierenerkrankungen sind außerdem eine häufige Todesursache: Jedes Jahr sterben zwischen fünf und zehn Millionen Menschen weltweit daran. Die Erkenntnisse aus der EMPA-KIDNEY-Studie bedeuten für Millionen Menschen mit Nierenleiden Hoffnung auf ein besseres Leben.