Die spanische Region Katalonien ist bekannt für ihre atemberaubende Architektur, ihre kulturelle Vielfalt, ihr herrliches Wetter und ihr gutes Essen.
Der Zugang zu Wasser wird dort allerdings zu einem immer größeren Problem. Im Jahr 2020 rief die Region den regionalen Klimanotstand aus. Anfang 2024 verzeichnete Katalonien den tausendsten Dürretag in Folge, mit extrem niedrigen Pegelständen und immensen Kosten für die Regierung. Insgesamt sind mittlerweile große Teile Spaniens von Wüstenbildung bedroht.
Am Produktionsstandort in Sant Cugat – einem 15 Minuten von Barcelona, auf der anderen Seite der Berge gelegenen Vorort – verursacht der Wassermangel ganz reale Probleme und setzt ihn ganz oben auf die Agenda, wie Dr. Vasileios Markantonis, Senior Manager for Water and Energy bei Boehringer Ingelheim, erklärt: „Ohne sauberes Wasser können wir nichts produzieren. Der sichere Zugang zu sauberem Wasser ist unerlässlich für eine unterbrechungsfreie Produktion. Wasser spielt eine außerordentlich wichtige Rolle, sowohl bei der Herstellung von Arzneimitteln als auch beim Betrieb der Einrichtungen.”
“Wir betrachten den Wasserverbrauch ganzheitlich, erkennen das Problem und ergreifen Maßnahmen, um verantwortungsbewusster zu handeln. Dabei berücksichtigen wir den gesamten Wasserverbrauchskreislauf von der Quelle bis zum Ende”
Dr. Vasileios Markantonis, Senior Manager for Water and Energy bei Boehringer Ingelheim
Bisher schleichend und oft schwer zu erkennen, beschleunigt sich der Klimawandel zunehmend. Das zwingt das Unternehmen, sich mit zunehmenden Wasserproblemen auseinanderzusetzen. Dürren halten länger an. In der Folge kommt es immer häufiger zu Überflutungen und Waldbränden. Das bedroht die Umwelt und auch das Leben und die Gesundheit der Menschen und Tiere in den Gemeinden auf der Welt, in denen wir tätig sind.
Wasserknappheit ist zu einer besonderen Herausforderung für die Produktionsstätten von Boehringer Ingelheim geworden. Dieses Problem kann das Unternehmen nicht allein lösen.
Es erfordert eine gemeindeweite und regionale Herangehensweise und ist nur lösbar, wenn auch Probleme mit dem Zufluss in den Wassereinzugsgebieten angegangen werden, also in Gebieten, in denen das Oberflächenwasser bei Regenfällen demselben Abflusssystem zufließt, sei es ein natürliches Gewässer oder beispielsweise ein künstlicher Stausee.
Dieser Ansatz wird als Water Stewardship bezeichnet und bedeutet einen verantwortungsvollen Umgang mit Wasser.
„Wir alle müssen Wasserressourcen nachhaltiger nutzen“, erklärt Dr. Markantonis. „Es geht nicht anders. Selbst an Orten, an denen derzeit genügend Wasser vorhanden ist, könnte in 30, 50 oder 100 Jahren Wasserknappheit herrschen. Manche Grundwasserreservoire brauchen Hunderte oder gar Tausende von Jahren, um sich zu regenerieren.
Deshalb arbeitet Boehringer aktiv daran, sauberes Wasser zu schützen und die Wasserbilanz an allen Standorten zu reduzieren.
Das Unternehmen setzt sich für den hundertprozentigen Schutz von sauberem Wasser ein, indem es im Rahmen seines Umweltprogramms MORE GREEN unter anderem pharmazeutische Stoffe im Abwasser reduziert und Antibiotikaresistenzen bekämpft.
„Wir betrachten den Wasserverbrauch ganzheitlich, erkennen das Problem und ergreifen Maßnahmen, um verantwortungsbewusster zu handeln. Dabei berücksichtigen wir den gesamten Wasserverbrauchskreislauf von der Quelle bis zum Ende“, erklärt Dr. Markantonis.
Boehringer Ingelheim ist Mitglied der Alliance for Water Stewardship, einer unabhängigen Non-Profit-Organisation, die den „AWS-Standard“ ins Leben gerufen hat. Dieser gilt heute als führender Standard für Water Stewardship für Unternehmen in Regionen, in denen Wassermangel herrscht. Es handelt sich um die einzige Zertifizierung, bei der sowohl der Wasserverbrauch am Standort als auch im Wassereinzugsgebiet insgesamt betrachtet wird, und der sich für die Zusammenarbeit verschiedener Interessengruppen, unter anderem Behörden, Industrievertretern, Umweltverbänden und Kommunen, einsetzt. Boehringer ist das erste Pharmaunternehmen, das einen Produktionsstandort nach dem AWS-Standard zertifizieren ließ.
„Die AWS-Zertifizierung hat das Wassermanagement grundlegend verändert. Wir wenden den AWS-Standard bereits an all den Produktionsstandorten an, die in Wassereinzugsgebieten mit starker Wasserknappheit liegen“, berichtet Dr. Markantonis.
Aktuell liegen fünf der Produktionsstandorte in Gebieten mit hohem Wasserrisiko: Xochimilco (Mexiko), Fremont (Kalifornien, USA), Sant Cugat (Spanien), Koropi (Griechenland) und Shanghai (China). Das Ziel ist es, all diese Standorte bis 2030 nach AWS zertifizieren zu lassen.
„Außerdem bewerten wir ständig das Wasserrisiko an allen unseren Standorten“, ergänzt Dr. Markantonis, „denn selbst wenn zurzeit alles unter Kontrolle ist, besteht immer die Gefahr, dass künftig Wasserrisiken auftreten können.“
“Die AWS-Zertifizierung hat das Wassermanagement grundlegend verändert. Wir wenden den AWS-Standard bereits an all den Produktionsstandorten an, die in Wassereinzugsgebieten mit starker Wasserknappheit liegen.”
Dr. Vasileios Markantonis, Senior Manager for Water and Energy bei Boehringer Ingelheim
Produktionsstandort von Boehringer Ingelheim in Xochimilco: der weltweit erste pharmazeutische Herstellungsbetrieb mit nach AWS zertifiziertem Water Stewardship.
“Wir wollen Vorbild sein und anderen Akteuren vor Ort zeigen, dass nachhaltigeres Verhalten und eine AWS-Zertifizierung möglich sind.”
Marcela Gutierrez, Environment, Health and Safety Manager bei Boehringer Ingelheim
Die Auswirkungen des verbesserten Umgangs mit dem Thema Water Stewardship an dem 50 Jahre alten Produktionsstandort in Mexiko, an dem derzeit 1.200 Menschen arbeiten, sind bereits deutlich erkennbar.
In Xochimilco liegen die berühmten schwimmenden Gärten und Kanäle von Mexiko-Stadt, wo bunte, gondelähnliche Boote Touristen durch die Überreste eines von den Azteken erbauten, riesigen Wassertransportsystems fahren. Xochimilco bedeutet „wo die Blumen wachsen“ und ist ein einstmals ländlich geprägter Bezirk der mexikanischen Hauptstadt. 78 Prozent seiner Fläche sind als Naturschutzgebiet und Schutzzone für nordamerikanische Zugvögel ausgewiesen. Der Bezirk leidet unter sinkenden Grundwasserspiegeln, verlandenden Kanälen, zunehmender urbaner Armut und illegalen Siedlungen.
Vor fünf Jahren beschloss das Unternehmen, das Werk Xochimilco als weltweit erste pharmazeutischen Produktionsstätte nach AWS zertifizieren zu lassen. „Als sich AWS für die Pharmaindustrie öffnete, war die Entscheidung leicht“, berichtet Marcela Gutierrez, Environment, Health and Safety Manager am Standort Xochimilco.
Die Umsetzung des AWS-Standards hat zu einem optimierten Wasserverbrauch am Standort geführt und die Zusammenarbeit zwischen den Stakeholdern im Wassereinzugsgebiet des Tals von Mexiko verbessert. „Wir wollen Vorbild sein und anderen Akteuren vor Ort zeigen, dass nachhaltigeres Verhalten und eine AWS-Zertifizierung möglich sind“, fügt Gutierrez lächelnd hinzu.
Ein Aspekt von Water Stewardship ist es, die Wassernutzung vor Ort zu verbessern und Maßnahmen für Wassereffizienz umzusetzen.
Mithilfe von Lebenszyklusbewertungen können wir die Umweltauswirkungen eines Produkts über dessen gesamten Lebenszyklus bewerten, von der Rohstoffgewinnung bis zur Entsorgung.
Eco-Design (Gestaltung nach ökologischen Gesichtspunkten) hilft, Produkte und Prozesse zu entwickeln, bei denen weniger Wasser verbraucht und mehr Wasser wiederaufbereitet wird, und die eine möglichst geringe Umweltbelastung darstellen.
Rund 3.500 Kilometer nordöstlich von Xochimilco liegt der einzige biopharmazeutische Entwicklungs- und Herstellungsstandort von Boehringer in den USA. Hier arbeitet Shayla Bergeron als Senior Manager Environment, Health and Safety im Werk Fremont, Kalifornien.
Im letzten Jahrzehnt hat Kalifornien langanhaltende Dürren, extrem niedrige Wasserstände und Einschränkungen beim Zugang zu sauberem Wasser für fast eine Million Einwohner erlebt. „Die Situation ist auf Dauer nicht tragbar, es gibt keine einfache oder offensichtliche Lösung. Aber wir wissen, dass wir aktiv werden und sicherstellen müssen, Teil dieser Lösung zu sein“, erklärt Bergeron.
2022 wurde der Standort Fremont zu zweiten Betriebsstätte des Unternehmens, die eine AWS-Zertifizierung erhielt. Durch die Umsetzung des Water-Stewardship-Standards hat sich der Umgang mit Wasser im Werk in mehrfacher Hinsicht verbessert. Durch die Verbesserung der Betriebseffizienz des Kühlturms zum Beispiel werden über 40.000 Liter Wasser pro Tag eingespart, schätzt man am Standort.
Neben der Zusammenarbeit mit lokalen Wasserbehörden bezieht das Team Anwohnerinnen und Anwohner der San Francisco Bay Area mit ein und informiert sie bei Veranstaltungen für Freiwillige. Bergeron ergänzt: „Unser Ziel ist es, den Wasserverbrauch zu verringern und Wasser effizienter zu nutzen, aber auch, wichtige Diskussionen anzustoßen, die zu positiven Veränderungen führen können.“
Am Standort Sant Cugat wurde der Wasserverbrauch seit Anfang 2023 um 16 Prozent gesenkt – und das ist noch lange nicht das Ende.
In Spanien ist es unserem Produktionsstandort in Sant Cugat nach den schweren Dürren der letzten Jahre gelungen, den Wasserverbrauch seit Anfang 2023 um 16 Prozent zu senken und 24.476 Kubikmeter sauberes Wasser aus den Herstellungsprozessen zurückzugewinnen. „Wir sehen durch die Anwendung der AWS-Prinzipien das Potenzial, eine nachhaltigere Entwicklung im gesamten Wassereinzugsgebiet zu unterstützen und uns zukunftsfester aufzustellen“, erklärt Monica Sanchez, Head of Environment, Health, Safety and Sustainability in Sant Cugat.
Dr. Markantonis fasst es mit folgenden Worten zusammen: „Nachhaltiges Wassermanagement ist unerlässlich. Nicht nur für die Umwelt, sondern auch für das Unternehmen.“